Online-Veranstaltung zur Menschenrechtslage in Honduras

COPINH

© Amnesty International/Sergio Ortiz

Am 13. August 2020 haben wir eine Online-Veranstaltung zur Menschenrechtslage in Honduras mit dem Schwerpunkt auf der Indigenenorganisation Consejo Cívico de Organizaciones Populares e Indígenas de Honduras (COPINH) organisiert. Nach einer kurzen Vorstellung von Amnesty und der Stadtgruppe Bonn, hielt der Journalist und Honduras-Experte Martin Reischke einen ca. 30-minütigen Vortrag. Im Anschluss beantwortete er noch Fragen aus dem Online-Publikum.

Die politische Situation

In seinem Vortrag ging Martin Reischke zunächst auf die politische Situation in Honduras ein. Der Staatsstreich durch das Militär 2009 spielte hierbei eine wichtige Rolle. Die Menschenrechtslage hat sich seitdem stark verschlechtert. Über 100 Aktivist*innen wurden ermordet. Die meisten Täter wurden nie angeklagt. Menschen, die sich für die Umwelt und für die Rechte Indigener einsetzen, werden festgenommen und teils zu langen Haftstrafen verurteilt. Zudem werden viele Konzessionen für Megaprojekte gemacht, bei denen der Umweltschutz nicht eingehalten wird. Auch wird die lokale Bevölkerung nicht eingebunden, obwohl internationales Recht dies vorsieht. Staatliche und private Sicherheitskräfte gehen gegen Aktivist*innen vor. Dies passiert oft in abgelegenen Gemeinden, ohne Presseberichte. Honduras wurde so zum gefährlichsten Land für Umweltaktivist*innen. Deshalb ist die Arbeit von internationalen NGOs, wie Amnesty, so wichtig, denn sie schaffen Öffentlichkeit.

COPINH

Im Anschluss ging er auf die Organisation COPINH ein. Die 1993 gegründete Organisation setzt sich für die Rechte der indigenen Völker in Honduras, vor allem der Lenca im Westen des Landes, ein. COPINH hat es geschafft, ein öffentliches Bewusstsein für die Situation der Lenca zu schaffen. Die Organisation hat so erreicht, bei Großprojekten auf die negativen Auswirkungen für die lokale Bevölkerung aufmerksam zu machen.

Bekannt wurde COPINH durch den Mord an einer der Gründerinnen, Berta Cáceres. Die Geschichte von Berta Cáceres ist eng mit der Geschichte von COPINH verbunden. Berta Cáceres, die sich in den 1980er Jahren im benachbarten El Salvador während des Bürgerkriegs politisiert hat, wollte eine Organisation gründen, die ohne Gewalt Wandel bewirkt. Aus dieser Idee entstand COPINH. Aufgrund ihrer Arbeit für COPINH bekam sie 2015 den Goldman Environmental Prize. Sie war eine der bekanntesten Umweltaktivistinnen in Lateinamerika. Am 2. März 2016 wurde sie ermordet, trotz der durch die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte angeordneten Schutzmaßnahmen.

Der Hintergrund des Mordes an Berta Cáceres

COPINH organisierte Aktionen gegen das Wasserkraftwerk Agua-Zarca am Fluss Gualcarque im Gebiet der Lenca. Durch die geplante Umleitung von Wasser, befürchtete die lokale Bevölkerung Wasserknappheit. Da auch europäische Banken und Konzerne involviert waren, entstand eine europäische Öffentlichkeit. Berta Cáceres setzte sich gegen das Wasserkraftwerk ein. Der Mord an ihr könnte auch ein Femizid gewesen sein, da eine Frau die Interessen der männlichen Machthaber in Frage stellte.

In dem Mordfall an Berta Cáceres gab es – im Gegensatz zu anderen Fällen – schnell Bestrebungen, den Mord aufzuklären. Die Täter wurden 2019 zu langen Haftstrafen verurteilt, aber die Hintermänner noch nicht. Dies führte auch zu Kritik von Seiten der Familie von Berta Cáceres. Diese wirft dem Staat vor, den Prozess zu verschleppen. Der Fall ist auch kein Beispiel für das Funktionieren des Rechtstaats in Honduras, sondern gewann durch die breite internationale Öffentlichkeit an Aufmerksamkeit.

Nach der Veranstaltung hatte das Online-Publikum die Möglichkeit, einen Appellbrief an den Generalstaatsanwalt in Honduras zu schicken, um Gerechtigkeit für Berta Cáceres zu fordern. Das Ziel ist, dass umgehend gegen all diejenigen, die mutmaßlich an ihrer Ermordung beteiligt waren, gründliche, unabhängige und unparteiische Ermittlungen eingeleitet werden und dass die Verantwortlichen vor einem ordentlichen Gericht in einem fairen Verfahren angeklagt werden. Dies würde eine unmissverständliche Botschaft senden, dass Angriffe auf Menschenrechtverteidiger*innen in Honduras nicht toleriert werden. Zudem soll dafür gesorgt werden, dass Berta Cáceres‘ Familie und ihr Rechtsbeistand ungehinderten Zugang zu den Ermittlungsakten erhalten. Die Familie von Berta Cáceres sowie die indigene Gemeinschaft der Lenca verdienen Gerechtigkeit.

Bitte lest, druckt und unterschreibt unseren Appellbrief und schickt diesen an den Generalstaatsanwalt in Honduras. Vielen Dank.

Appellbrief_Honduras_spanisch Appellbrief_Honduras_deutsch

29. September 2020